Kleist´sche Flasche genannt auch Leydener Flasche
Im Buch " Die Elektricität im Dienste der Menschheit, 1885" ist zu lesen:
Als Verwendungsart des Condensators wurde seine Benützung zur Ansammlung einer größeren Elektricitätsmenge, als ein Leiter an und für sich aufzunehmen im Stande ist, bezeichnet. Hierzu dienen die Kleist´sche Flasche und die Franklin´sche Tafel. Letzere kommt ihrer unbequemen Form und leichten Zerbrechlichkeit wegen nur mehr wenig in Verwendung. Die Erfindung der Verstärkungsflasche ist dem Dechant des Domcapitels zu Kammin in Pommern, von Kleist, zuzuschreiben. Im Jahre 1745 näherte dieser ein Medicinglas, in dessen Hals ein Eisennagel steckte, seiner Electrisiermachine. Als er nun zufällig mit einer Hand den Nagel berührte, indeß die andere Hand das Glas hielt, bekam er zu seinem größten Schreck einen heftigen Schlag. Nichtsdestoweniger verfolgte er dieses Experiment weiter und theilte es auch verschiedenen Personen mit. Beinahe zur selben Zeit führten Pieter van Muschenbroek in Holland (Proffesor in Leyden) und Cunaeus ähnliche Experimente durch. Cunaeus erhielt einen ebensolchen Schlag wie Kleist. Eine Wiederholung der Versuches durch Muschenbroek flößte diesem ein solches Entsetzen ein, daß er an den berühmten Réaumur schrieb, " er möge sich für die Krone Frankreichs nicht zum zweitenmale den Wirkungen dieses Versuches aussetzen". Durch Réaumur erfuhr auch der Abt Rollet in Paris die neue Entdeckung, und er war es, welcher die Bezeichnung LEYDENER FLASCHE einführte.
Es ist nicht zu verwundern, daß ein so überraschendes Experiment auch andere Forscher veranlaßte, dasselbe nachzumachen und zu studieren. Winkler in Leipzig scheint sehr kräftige Ladungen versucht zu haben, denn er erzählt, die Wirkungen des Schlages hätten ihm starke Convulsionen verursacht und er hätte im Kopfe den Schlag mehrere Tage lang verspürt. Auch habe seine Gattin in Folge zweier Schläge kaum gehen können; die wackere Frau scheute sich nicht, mit ihrem Manne die Gefahren des Experimentes zu theilen.....